Michèle Friedrichs wurde in Detmold geboren und ist bildende Künstlerin, Buchautorin und Illustratorin. Heute lebt und arbeitet sie im niederrheinischen Mönchengladbach.
"Die Ideen zu meinen Büchern entstehen durch das, was ich sehe. Ich bin eine gute Beobachterin. Das Haus unter der Abtei existiert wirklich. Meine Geschichte dazu ist frei erfunden, basiert aber auf wahren geschichtlichen Begebenheiten der alten Benediktinerabtei St. Vitus. Fräulein Charot, die Heldin meiner historischen Kriminalromane, spaziert Anfang des 20. Jahrhunderts durch eine genau recherchierte, faszinierende Welt; die Gründerzeit, als man mit der Kraft des Dampfes voll durchstartete. Überall brodelte es. Grandiose Bürgerhäuser und Fabrikpaläste entstanden in wenigen Jahren, genau die Bauten, von denen wir heute träumen. Die politischen Rahmenbedingungen waren perfekt, das Kaiserreich war weitestgehend autark und genoß hohes Ansehen. Die Situation der Arbeiter wurde verbessert. Gerade hier im Rheinland gab es Unternehmer, die privates Kapital und ihre Macht benutzten, um zu helfen. Die Frauen fingen an, sich aus ihrem Korsett zu befreien. Eine breite Bürgerschicht kam zu großem Wohlstand und prägte mit elegantem Outfit das Bild in den Straßen. Und trotzdem verband die unterschiedlichen gesellschaftlichen Milieus ein typisch rheinisches Miteinander. Aber vor allem war es die Zeit der sprühenden Funken, des Erfindergeistes in allen Bereichen. Es gab erstaunliche Dinge und Innovationen, elektrische Autos, Jugendstil, Heilstätten mit Freiluftkuren, die das Immunsystem stärkten, eine vegetarische Bewegung, Naturheilkunde und die Lebensreform, aus der heraus unsere heutigen Reformhäuser entstanden. Davon möchte ich erzählen."